b l o g | t e x t Jahrelang arbeitet Ein Soldat auf seinen großen Einsatz hin. Als es soweit ist, will er nicht GEHEN. Seine kleine Tochter wird ihn danach nicht mehr erkennen.
„Alter, wanderst Du aus?“ brüllt der Schmuckhändler vom Stand gegenüber, „mit dem ganzen Zeug könntest Du ja gleich deinen eigenen Markt starten!“ Noch hängt die Nacht wie ein schwarzer Umhang über dem Berliner Flohmarkt. Die, die jeden Sonntag hier sind, wie der graubärtige Kroate mit den selbstgemachten Ohrringen, haben längst alles aufgebaut.
Thorben Miller* nimmt den alten Mann kaum wahr. Eilig lädt er weiter aus, schließlich ist sein Möbelwagen noch halbvoll. Kurz darauf hebt er eine sperrige Couch allein von der Rampe, ein prächtiges Teil aus weißem Leder. Dabei kommt er mit zwei Gestalten in leuchtenden Sportanzügen ins Gespräch – und verkauft das edle Möbel für ein paar Münzen. „Alles muss raus“ ruft er ihnen grinsend hinterher, „ihr könnt meine ganze Wohnung haben. Ich will den Plunder loswerden!“
Miller ist ein drahtiger Typ, Anfang 30, charmante Ausstrahlung; zwischen den blassen Gesichtern der anderen Marktleute könnte man ihn mühelos für einen Vertreter der Berliner Bohème halten – mit seiner Vintage-Brille, dem abgenutzten Mantel, und den über die Stiefel gekrempelten Jeans. Doch Miller stammt aus einer anderen Welt. Eine, in der man Uniform trägt – und sie manchmal für Monate nicht mehr auszieht.
In knapp zwei Wochen wird Hauptmann Thorben Miller in Afghanistan über 90 Soldaten befehlen, als Führer einer Umschlagstaffel in Masar-i-Sharif, dem größten Feldlager der Bundeswehr. „Wir versorgen die Jungs vor Ort mit allem, was sie brauchen“, blickt er vorfreudig auf seine Mission, „vom Snickers bis zum Helikopter-Motor.“ Und nebenbei ist die Staffel für die Koordination des Abzugs vom Hindukusch verantwortlich, 2014 endet die unbeliebte ISAF-Mission.
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