Philipp Katzer

Lebt seit der Geburt in Berlin und arbeitet hier als freier Journalist und Autor. Seine Werke werden in Magazinen, im Rundfunk und im Internet veröffentlicht. Er sagt: "Ich habe auf alles eine Frage."

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Punk in der DDR

18/11/2014
R A D I O | R A D I O  B R E M E N     Anfang der 1980er Jahre fordern Punks den DDR-Staat heraus. Mit extremen Outfits und einem hedonistischen Lebensstil, vor allem aber mit offener Kritik am System. Die SED-Führung reagiert brutal. | Meine Leistung: Recherche, konzept, umsetzung

Punk in Deutschland Anfang der 80er: Das ist Revolution, Provokation – gegen den Staat. Im Westen, noch stärker aber in der DDR. Hier ist Punk nicht nur eine Haltung. Punks sind Staatsfeinde! Und so behandelt man sie auch: sie werden ausgegrenzt, verfolgt, eingesperrt.

„Die gesellschaftliche Toleranz war in der DDR gegenüber solchen subkulturellen Erscheinungen extrem klein. Da brachen dann alte Ressentiments auf. Tenor: euch müsste man erstmal arbeiten schicken. Und: Unter Adolf hätte man euch vergast.“

Dirk Moldt

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Schwarztaxi

11/10/2014
B L O G | R A D I O     Eine Berliner Nacht, ein Auto, zwei Reporter. Das ist das Setting des Radio-Formats Schwarztaxi. Der Deal: die Reporter fahren ihre Gäste, wohin sie wollen – dafür bezahlen die mit ihren Geschichten. | meine leistung: konzept

Freitagnacht, kurz nach 2 Uhr. Wir tuckern die Skalitzer Straße runter. Rechte Spur. Die Fenster halb unten. Die Nase im Wind: Es liegt was Großes in der Luft.

Vor den Spätis stehen sie rum, die Feiermenschen. Machen sich frisch für die Nacht. Tom und ich? Wir arbeiten. Er fährt, ich klebe im Beifahrersitz. Scanne die Vorbeilaufenden. Wer ist mutig genug, in unser Schwarztaxi einzusteigen?

Finde es heraus! Klick auf den Play-Button.

On Air

31/08/2014
R A D I O | E M S      Wir machen eine eigene Radiosendung: zwei Wochen, jeden Morgen, vier Stunden live. Wir 16 Volontäre der ELECTRONIC MEDIA SCHOOL vollbringen mit „Early Bird“ eine herkulische Leistung – nicht nur on air. 

Vom 2. bis 11. September stellen wir jeden Morgen eine Live-Radiosendung auf die Beine. „Early Bird“ heißt unser Baby, der frühe Vogel. Wer den fängt, bekommt gute Musik. Das ist die Aussage des Trailers, in dem ich oben zu sehen bin. Das Vogel-Kostüm stammt aus dem Fundus des Studio Babelsberg und wurde in der 70er-Jahren in einem DEFA-Film verwendet.

Early Bird ist das Abschlussprojekt unserer Radio-Ausbildung an der ELECTRONIC MEDIA SCHOOL. 8 Tage, 4 Stunden – macht insgesamt 32 Stunden Sendung, die heute hinter uns liegen. Hört sich erstmal nicht viel an. Da wir den Anspruch hatten, das Radio mindestens neu zu erfinden, war es ein teuflischer Haufen Arbeit. Wir haben alles selbst gemacht, das Marketing (der Trailer oben ist Teil der Kampagne „Catch the Early Bird“), die Inhalte, die Technik.

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Kate Miller DJ

Meine Freunde: Die DJ

01/06/2014
t e x t | S P I E G E L  O N L I N E     Eine junge Australierin will sich in Berlin als DJ durchsetzen. Ihr Sound kommt gut an. Doch im Klub steht oft nicht ihre Musik im Mittelpunkt, sondern ihr Körper. in meiner reportage für spiegel online zeige ich, wie sich sich dagegen wehrt. | Meine leistungen: recherche, text

Drüben am Berliner Techno-Strich, wo jeder Klub wie der andere aussieht, stehen die Nachtmenschen Schlange, als Kate Miller eine Kiste auf die Straße schleppt. Bei den Feiernden sind mal wieder alle Lampen an, Kate ist nüchtern. An ihren Schultern baumeln Taschen, wie bei jemandem, der auf Reisen geht. Dann steigt Kate in ein Taxi: ab zur Schicht, der dritten in vier Tagen. Ihr Gepäck: ein Haufen Platten. Ihr Beruf: Techno-DJ.

In Berlin legen an diesem Wochenende Hunderte Techno-DJs auf. 25 allein im Kosmonaut in Friedrichshain, wo Kate gleich spielt. Sie wird die einzige Frau sein. So wie fast immer, sagt sie, daran hat sie sich gewöhnt. Was sie stört, sind die Sprüche. Nicht über ihre Musik, sondern über ihr Aussehen. Kate hat sich deshalb entschieden, ihr Äußeres radikal zu verändern. „Ich will hinterm DJ-Pult nicht mehr sexy sein“, sagt sie. Beim Auflegen nicht mehr als Frau auffallen, sondern nur noch durch ihre Musik. Wie wäre ein neuer Stil, eine neue Frisur?

Als Kate Miller vor knapp drei Jahren aus Melbourne nach Berlin zieht, trägt sie ihre blonden Haare rot gefärbt. Sie schminkt sich stark, geht feiern und träumt von einer Karriere als DJ. Sie liebt Musik, spielt Gitarre und Klavier. In Australien hat sie schon in Klubs aufgelegt, jetzt will sie es in der Hauptstadt der Klubkultur versuchen, wie so viele. Berlin meint es gut mit ihr: Kate findet einen Freund, der Partys organisiert. Er bucht sie, sie werden ein Paar. Von da an ist alles im Fluss. Sie bekommt immer mehr Gigs, legt auf, in den Klubs mit den großen Namen und in anderen Städten, in Frankreich.

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asisi Leipzig

In den Wirren

20/10/2013
A u s s t e l l u n g s f i l m | A S I S I      In Leipzig wird gerade der Völkerschlacht vor 200 Jahren gedacht. Mit einem irrwitzigen Spektakel verklärt die Stadt das hunderttausendfache Sterben zu Leipziger Schlachtfestspielen. Eine Ausnahme ist das Panorama LEIPZIG 1813 von Yadegar Asisi. | meine leistungen: konzept, regie

Als Regisseur des Making-of Films zu diesem Projekt habe ich den Panorama-Künstler fast ein Jahr bei seiner Arbeit begleitet. LEIPZIG 1813 zeigt nicht die Völkerschlacht, das hat Yadegar Asisi in dieser Zeit oft betont. Natürlich sieht man kämpfende Soldaten und brennende Häuser, aber nur aus einiger Entfernung. Sein Panorama zeigt die Stadt Leipzig, den Umgang der Bürger mit dem Krieg.

„Die Stadt hatte mit der Schlacht eigentlich gar nichts zu tun.“

Yadegar Asisi

„Ich bin in Leipzig groß geworden und da hatte ich die Idee, dass man die Schlacht mal aus der Position der Stadt zeigen müsste“, sagt Yadegar Asisi. „Die Stadt hatte mit der Schlacht eigentlich gar nichts zu tun. Die Völkerschlacht hätte genauso gut bei Magdeburg sein können.“ Deshalb zeigt Asisi sein Leipzig nach dem Ende der Schlacht – in dem Moment, als Napoleon aus der Stadt flüchtet.

Trailer für das asisi Panorama LEIPZIG 1813 

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Richard Mosse

Richard Mosse

16/09/2013
B L O G | T e x t     Mein Besuch der 55. La Biennale di Venezia wirkt noch Tage später nach. Der Versuch zu erklären, warum mich die Infrarotfilm-Aufnahmen von Richard Mosse so bewegen.

In meinem Kopf ist alles Pink. Ein psychedelisches Rauschen, kurz vor dem Bahnhof von Altglienicke. Ich komme zurück von der Biennale in Venedig, sitze in der fast leeren S-Bahn, die umständlich vom Flughafen Schönefeld in Richtung Berliner Innenstadt zuckelt. Alles ist grau. Nur in meinem Kopf nicht.

Da sind diese Bilder, immer wieder: Eine Kamera schwebt durch wundersame Landschaften – Berge, Wälder und Felder sind zu sehen, doch alle Grüntöne strahlen in Magenta. Auch die Uniformen der dunkelhäutigen Soldaten. Junge Soldaten mit riesenhaften Gewehren, die den Regenwald durchkämen. Dazu eine Soundsphäre, die mit dem Erwartbarem bricht. Ich sehe einen See, bläulich schimmernd, ich sehe Wellen – und höre nur ein Zischen.

Die Eindrücke habe ich aus dem irischen Pavillon der Biennale mitgebracht. Der Fotograf Richard Mosse ist für seine Installation „The Enclave“ zwei Jahre lang immer wieder in den östlichen Kongo gereist und hat dort mit einer Infrarotkamera, der Kodak Aerochrome, das Treiben von verschiedenen Rebellengruppen dokumentiert. Bereits im letzten Jahr stellte der Künstler Fotografien, die er im Zuge der zahlreichen Reisen nach Afrika gemacht hatte, im Berliner Künstlerhaus Bethanien aus („Infra“).

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Tour de France

16/07/2013
M U L T I M E D I A | Z E I T  O N L I N E     Vor wenigen Minuten ist unser multimediales Dossier zur Tour de France auf ZEIT ONLINE veröffentlicht worden. Der Profisport spielt darin nur eine Nebenrolle. Wir zeigen, wie das größte Radrennen der Welt drei Menschenleben lenkt. Ich portraitiere im dritten Kapitel einen pensionierten Top-Manager, der mit fast 50 Jahren Rennrad fährt wie ein Profi. Der jede Etappe der 100. Tour de France am Tag des eigentlichen Rennens schaffen will. Nur wenige Stunden vor dem Peloton.

Am Sonntag haben wir Keith Tuffley, so heißt der Verrückte, auf seiner 11-stündigen Fahrt begleitet. Sind nur wenige Meter hinter ihm den steilen Anstieg zum Mont Ventoux hochgeklettert. Im Auto, selbstredend. Die zehntausenden Zuschauer standen bereits dicht gedrängt am Straßenrand. Feuerten an, schrien, fackelten Bengalos ab. Eine der denkwürdigsten Autofahrten meines Lebens.

Die Idee zu dem aufwendigen Projekt hatten Jonathan Sachse und ich bei einem Frühstück vor zwei Monaten. Wir konnten die Sportredaktion von ZEIT ONLINE schnell dafür begeistern und haben das Online Scroll Dossier, diese avantgardistische Form des Geschichtenerzählens im Internet, gemeinsam mit Leiter Steffen Dobbert und einem großem Team umgesetzt. Wir als freie Journalisten sind stolz und beeindruckt, was im professionellen Zusammenspiel mit einer festen Redaktion in kurzer Zeit möglich ist.

Toni Martin Interview

Wenn Sportvereine zu TV-Sendern werden

28/04/2013
T V | Z D F  I N F O      Elektrischer Reporter ist eine Fernsehsendung auf ZDFinfo, die sich mit dem durch die Digitalisierung befeuerten Medienwandel auseinandersetzt. Als Autor für den @ElRep habe ich mir in der letzten Sendung angeschaut, wie Vereine der Fußball-Bundesliga mit eigenen Klub-TV Kanälen im Internet in Konkurrenz zu den etablierten Fernsehmedien treten. | meine Leistungen: recherche, konzept, regie

Seit der Entstehung des dualen Rundfunks in Deutschland Mitte der achtziger Jahre ist der TV-Markt für die Fußball-Bundesliga ein symbiotisches Geflecht aus Vereinen, Fernsehsendern und Sponsoren, in dem alle Seiten voneinander abhängig sind. Die Vereine finanzieren sich über die Gelder der Sender und Sponsoren, die Sponsoren brauchen die Aufmerksamkeit, welche die Vereine generieren und erst durch die Sender eine entsprechende Reichweite bekommt – und die Sender erweitern mit den Vereinen ihre Reichweite, die sie den Sponsoren in Form von Werbezeiten verkaufen.

Die Bundesliga ist ein Geschäft mit irrwitzigen Ausmaßen: Für die kommenden vier Jahre kassieren die Vereine von den Sendern insgesamt 2,5 Milliarden Euro für die TV-Übertragungsrechte.*

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Mein Freund: Der Soldat

Meine Freunde: Der Soldat

11/04/2013
b l o g | t e x t       Jahrelang arbeitet Ein Soldat auf seinen großen Einsatz hin. Als es soweit ist, will er nicht GEHEN. Seine kleine Tochter wird ihn danach nicht mehr erkennen.

„Alter, wanderst Du aus?“ brüllt der Schmuckhändler vom Stand gegenüber, „mit dem ganzen Zeug könntest Du ja gleich deinen eigenen Markt starten!“ Noch hängt die Nacht wie ein schwarzer Umhang über dem Berliner Flohmarkt. Die, die jeden Sonntag hier sind, wie der graubärtige Kroate mit den selbstgemachten Ohrringen, haben längst alles aufgebaut.

Thorben Miller* nimmt den alten Mann kaum wahr. Eilig lädt er weiter aus, schließlich ist sein Möbelwagen noch halbvoll. Kurz darauf hebt er eine sperrige Couch allein von der Rampe, ein prächtiges Teil aus weißem Leder. Dabei kommt er mit zwei Gestalten in leuchtenden Sportanzügen ins Gespräch – und verkauft das edle Möbel für ein paar Münzen. „Alles muss raus“ ruft er ihnen grinsend hinterher, „ihr könnt meine ganze Wohnung haben. Ich will den Plunder loswerden!“

Miller ist ein drahtiger Typ, Anfang 30, charmante Ausstrahlung; zwischen den blassen Gesichtern der anderen Marktleute könnte man ihn mühelos für einen Vertreter der Berliner Bohème halten – mit seiner Vintage-Brille, dem abgenutzten Mantel, und den über die Stiefel gekrempelten Jeans. Doch Miller stammt aus einer anderen Welt. Eine, in der man Uniform trägt – und sie manchmal für Monate nicht mehr auszieht.

In knapp zwei Wochen wird Hauptmann Thorben Miller in Afghanistan über 90 Soldaten befehlen, als Führer einer Umschlagstaffel in Masar-i-Sharif, dem größten Feldlager der Bundeswehr. „Wir versorgen die Jungs vor Ort mit allem, was sie brauchen“, blickt er vorfreudig auf seine Mission, „vom Snickers bis zum Helikopter-Motor.“ Und nebenbei ist die Staffel für die Koordination des Abzugs vom Hindukusch verantwortlich, 2014 endet die unbeliebte ISAF-Mission.

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