Philipp Katzer

Lebt seit der Geburt in Berlin und arbeitet hier als freier Journalist und Autor. Seine Werke werden in Magazinen, im Rundfunk und im Internet veröffentlicht. Er sagt: "Ich habe auf alles eine Frage."

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Die Kunst der Verhandlung

09/12/2015
T V | N D R     Beim Weltklimagipfel in Paris sollen 10.000 Verhandler einen neuen Vertrag erschaffen. Sie ringen um jedes Wort. Nur wer eine gute Strategie hat, setzt sich durch. Filibustern, emotionale Ansprache, ablenkende Fragen: Berater Hans Verolme kennt die Tricks. Für einen NDR-Film hat er mir die unterschiedlichen Taktiken verraten. | Meine leistungen: recherche, kamera, schnitt

Bevor ich den Insider Hans Verolme gefragt habe, ob er die Strategien der Verhandler für mich analysiert, hab ich erstmal selbst Verhandlungsatmosphäre geschnuppert. Und bin den UN-Delegierten mit meiner Kamera ganz schön nah gekommen. Als Video Reporter bin ich für das Projekt Das Paris-Protokoll beim Welt-Klimagipfel. Gemeinsam mit zehn Journalistenkollegen begleite ich die wegweisende Konferenz.

Es geht um Existenzielles auf der #COP21: um Stürme und Dürren, um Kohle und Gas – und um sehr viel Geld. Die Delegierten und Berater, die wir aufgespürt haben, brennen für Klimapolitik. Denn sie ringen um einen Kompromiss, und dabei kämpft jeder für die Interessen seines Landes. Der Druck ist groß: Manche erwarten von unseren Insidern nicht weniger als die Rettung der Welt.

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Wer liebt den VJ?

14/11/2015
B L O G | I N T E R V I E W   Die Jungs von wemanage.tv haben gefragt, wie ich mich als VJ selbst wahrnehme. Ich finde, es ist ein ganz gutes Interview geworden.

Der VJ, also der Video Journalist, manchmal auch Video Reporter genannt, ist derjenige, der alles selbst macht. Er bedient die Kamera, das Tongerät, das Schnittprogramm. Gleichzeitig ist er der Regisseur, der durch den Film führt, der die Interviews führt. Ein VJ stellt einen Film im Alleingang her. Er hat die technische, aber auch die inhaltliche Verantwortung für einen Beitrag. Außerdem organisiert er die Logistik und den zeitlichen Fahrplan. Über die Herausforderungen als VJ habe ich mit Lutz Cordges vom weblog gesprochen.

„Einerseits verleiht mir das eine sehr große Freiheit, auf der anderen Seite ist die Arbeit als Einzelkämpfer auch ein großer Stressfaktor. Man steht den ganzen Tag unter Strom, muss auf alles vorbereitet sein, ständig Entscheidungen treffen und darf dabei möglichst keine Fehler machen. Als VJ hat man die redaktionelle und die technische Verantwortung. Wenn ein Kabel nicht funktioniert, eine Festplatte abschmiert – du bist schuld.“

Philipp Katzer

Ich bin mit Flüchtlingen von Italien nach Deutschland gereist

11/08/2015
T e x t | V I C E     Jeden Tag nehmen Hunderte Flüchtlinge Züge von Rom nach Deutschland, um hier Asyl zu beantragen. Die Polizei in beiden Ländern hat längst aufgegeben, sie daran zu hindern. | Meine Leistung: recherche, text

Wenn ich an Bozen denke, die Hauptstadt Südtirols, denke ich ans Wandern. Als ich 11 war, bin ich aus Bozen jeden Morgen mit meinen Eltern in die Berge losgezogen. Niedliche alte Häuser vor einem leuchtenden Alpenpanorama, das ist meine Erinnerung an die Stadt. Jetzt kehre ich zurück. Ich will mit eigenen Augen die Völkerwanderung sehen, die hier täglich stattfindet. Denn der Bahnhof von Bozen, ein Provinzbahnhof mit sechs Gleisen, ist in den letzten Wochen zu einem der wichtigsten Transitpunkte auf der Flüchtlingsroute nach Deutschland geworden: Rom – Bozen – Innsbruck – München.

Am Gleis 3 schultern zwei deutsche Rentner neben mir ihre Rucksäcke, als plötzlich ein ganzer Trupp Polizisten quer über die Schienen auf uns zu gerannt kommt. In schweren Uniformen stürmen sie an uns vorbei in Richtung Bahnsteig-Ende. Der Intercity aus Bologna fährt ein. Zielbahnhof: München. Ein Flüchtlings-Express.

Ich renne hinterher und sehe, wie die Carabinieri zehn junge Männer aus dem ersten Waggon holen. Einer von ihnen, mit einer großen Flieger-Sonnenbrille, wehrt sich. Als der Zug kurz darauf ohne die Gruppe weiterfährt, rastet er endgültig aus. Er versucht zu flüchten, doch die Polizisten kesseln ihn schnell ein. Er schmeißt sich auf den Boden, fängt an zu weinen. Einer der Polizisten sagt zu mir: „Er denkt wahrscheinlich, jetzt ist alles vorbei.“ Seine wochenlange Flucht – durch Afrika, übers Mittelmeer – alles umsonst. Wenn er das wirklich gedacht haben sollte, irrt er.

Bozen-1907

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Der teuerste Heimatfilm aller Zeiten

12/07/2015
w e b V I D E O | V I C E     “Der Zirkus ist in der Stadt“: Polizisten kontrollieren Polizisten. Journalisten filmen sich selbst. Aktivisten singen immer das gleiche Lied. Beim G7-Gipfel haben wir das Making-of zum wohl teuersten Heimatfilm in der Geschichte Deutschlands gedreht. Sebastian Weis vor der Kamera, ich dahinter. | meine leistungen: Recherche, konzept, kamera

Am ersten Juliwochenende haben sich die Regierungschefs der sieben sogenannten wichtigsten Industrienationen zum G7-Gipfel getroffen. Das Treffen fand im Schlosshotel Elmau in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen statt. Nach den gewalttätigen Ausschreitungen beim letzten Treffen in Deutschland in Heiligendamm 2007 wurde auch in Bayern mit heftigen Protesten durch G7-Gegner gerechnet. Die Polizei reagierte—mit dem größten Polizeiaufgebot in der Geschichte Bayerns.

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Die Obdachlosenfrisörin

18/05/2015
w e b V I D E O | E M S     Franziska Dinter wird von einem Zug überrollt. Monatelang liegt sie im Koma. Als sie aufwacht, ist alles weg: ihr Mann, ihr Haus, ihr Friseursalon. Das ist der Moment, in dem sie beschließt, anderen zu helfen.  |  meine Leitungen: Recherche, konzept, kamera, regie, schnitt

Franziska Dinter schneidet Menschen die Haare, die sich das nicht mehr leisten können. Immer mittwochs in der Mission am Bahnhof Zoo. Immer freitags in der Wärmestube in Königs Wusterhausen. Jeden Tag der Woche an einem anderen Ort. Dafür verlangt sie kein Geld, obwohl sie selbst von 600,- Euro im Monat lebt.

Warum macht sie das? Gemeinsam mit Mara Nolte habe ich Franziska Dinter auf ihrer allwöchtlichen Tour begleitet. Ganz am Ende sind wir mit ihr zu dem Bahnübergang gefahren, an dem sie vor vielen Jahren von einem Zug überrollt wurde. Es ist der Ort, an dem sich ihr Leben radikal änderte.

Der 10-minütige Dokumentarfilm ist das Abschlussprojekt unserer TV-Ausbildung an der Electronic Media School.

„Das Erste, was den Menschen verloren geht, […] das ist die Menschenwürde. Dann legen sie kein Wert mehr auf ihr Äußeres. Weder auf Haare, auf Zähne, noch auf Schuhe. Und dann werden sie als Assi abgestempelt. Ich bin so dankbar, dass beim Unfall vieles kaputt gegangen ist. Aber das, was ich zum Haareschneiden brauche, ist unverletzt geblieben.“

Franziska Dinter

„Bin ich jetzt reich?“

02/04/2015
T V | R B B      Michael Bohmeyer schenkt Menschen ein Grundeinkommen. Ein Jahr lang, tausend Euro im Monat – ohne Gegenleistung. für das rbb magazin zibb habe ich einen der glücklichen getroffen: den 8-jährigen Robin. | Meine Leistung: recherche, dreh, schnitt

Schonmal was vom Bedingungslosen Grundeinkommen gehört? Die Politik diskutiert das Konzept seit Jahren. Es gründet auf der Idee, dass jeder Bürger regelmäßig einen fixen Betrag vom Staat erhält, ohne etwas dafür tun zu müssen. Eine Art Grundsicherung, durch die den Menschen die Freiheit gegeben werden könnte, das zu arbeiten, was sie wollen. Oder gar nicht zu arbeiten. Je nach Gusto. Nur soll keiner mehr arbeiten müssen, um zu Überleben.

Michael Bohmeyer, ein 30-jähriger Berliner, will nicht weiter auf die Politik warten. Er will jetzt was bewegen und legt selbst los. Im Internet sammelt er Geld – per Crowdfunding. Und jedes Mal, wenn zwölf Tausend Euro zusammen gekommen sind, verlost er ein Grundeinkommen. Acht Gewinner gibt es schon (Stand 1.April 2015).

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Punk in der DDR

18/11/2014
R A D I O | R A D I O  B R E M E N     Anfang der 1980er Jahre fordern Punks den DDR-Staat heraus. Mit extremen Outfits und einem hedonistischen Lebensstil, vor allem aber mit offener Kritik am System. Die SED-Führung reagiert brutal. | Meine Leistung: Recherche, konzept, umsetzung

Punk in Deutschland Anfang der 80er: Das ist Revolution, Provokation – gegen den Staat. Im Westen, noch stärker aber in der DDR. Hier ist Punk nicht nur eine Haltung. Punks sind Staatsfeinde! Und so behandelt man sie auch: sie werden ausgegrenzt, verfolgt, eingesperrt.

„Die gesellschaftliche Toleranz war in der DDR gegenüber solchen subkulturellen Erscheinungen extrem klein. Da brachen dann alte Ressentiments auf. Tenor: euch müsste man erstmal arbeiten schicken. Und: Unter Adolf hätte man euch vergast.“

Dirk Moldt

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Schwarztaxi

11/10/2014
B L O G | R A D I O     Eine Berliner Nacht, ein Auto, zwei Reporter. Das ist das Setting des Radio-Formats Schwarztaxi. Der Deal: die Reporter fahren ihre Gäste, wohin sie wollen – dafür bezahlen die mit ihren Geschichten. | meine leistung: konzept

Freitagnacht, kurz nach 2 Uhr. Wir tuckern die Skalitzer Straße runter. Rechte Spur. Die Fenster halb unten. Die Nase im Wind: Es liegt was Großes in der Luft.

Vor den Spätis stehen sie rum, die Feiermenschen. Machen sich frisch für die Nacht. Tom und ich? Wir arbeiten. Er fährt, ich klebe im Beifahrersitz. Scanne die Vorbeilaufenden. Wer ist mutig genug, in unser Schwarztaxi einzusteigen?

Finde es heraus! Klick auf den Play-Button.

On Air

31/08/2014
R A D I O | E M S      Wir machen eine eigene Radiosendung: zwei Wochen, jeden Morgen, vier Stunden live. Wir 16 Volontäre der ELECTRONIC MEDIA SCHOOL vollbringen mit „Early Bird“ eine herkulische Leistung – nicht nur on air. 

Vom 2. bis 11. September stellen wir jeden Morgen eine Live-Radiosendung auf die Beine. „Early Bird“ heißt unser Baby, der frühe Vogel. Wer den fängt, bekommt gute Musik. Das ist die Aussage des Trailers, in dem ich oben zu sehen bin. Das Vogel-Kostüm stammt aus dem Fundus des Studio Babelsberg und wurde in der 70er-Jahren in einem DEFA-Film verwendet.

Early Bird ist das Abschlussprojekt unserer Radio-Ausbildung an der ELECTRONIC MEDIA SCHOOL. 8 Tage, 4 Stunden – macht insgesamt 32 Stunden Sendung, die heute hinter uns liegen. Hört sich erstmal nicht viel an. Da wir den Anspruch hatten, das Radio mindestens neu zu erfinden, war es ein teuflischer Haufen Arbeit. Wir haben alles selbst gemacht, das Marketing (der Trailer oben ist Teil der Kampagne „Catch the Early Bird“), die Inhalte, die Technik.

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Kate Miller DJ

Meine Freunde: Die DJ

01/06/2014
t e x t | S P I E G E L  O N L I N E     Eine junge Australierin will sich in Berlin als DJ durchsetzen. Ihr Sound kommt gut an. Doch im Klub steht oft nicht ihre Musik im Mittelpunkt, sondern ihr Körper. in meiner reportage für spiegel online zeige ich, wie sich sich dagegen wehrt. | Meine leistungen: recherche, text

Drüben am Berliner Techno-Strich, wo jeder Klub wie der andere aussieht, stehen die Nachtmenschen Schlange, als Kate Miller eine Kiste auf die Straße schleppt. Bei den Feiernden sind mal wieder alle Lampen an, Kate ist nüchtern. An ihren Schultern baumeln Taschen, wie bei jemandem, der auf Reisen geht. Dann steigt Kate in ein Taxi: ab zur Schicht, der dritten in vier Tagen. Ihr Gepäck: ein Haufen Platten. Ihr Beruf: Techno-DJ.

In Berlin legen an diesem Wochenende Hunderte Techno-DJs auf. 25 allein im Kosmonaut in Friedrichshain, wo Kate gleich spielt. Sie wird die einzige Frau sein. So wie fast immer, sagt sie, daran hat sie sich gewöhnt. Was sie stört, sind die Sprüche. Nicht über ihre Musik, sondern über ihr Aussehen. Kate hat sich deshalb entschieden, ihr Äußeres radikal zu verändern. „Ich will hinterm DJ-Pult nicht mehr sexy sein“, sagt sie. Beim Auflegen nicht mehr als Frau auffallen, sondern nur noch durch ihre Musik. Wie wäre ein neuer Stil, eine neue Frisur?

Als Kate Miller vor knapp drei Jahren aus Melbourne nach Berlin zieht, trägt sie ihre blonden Haare rot gefärbt. Sie schminkt sich stark, geht feiern und träumt von einer Karriere als DJ. Sie liebt Musik, spielt Gitarre und Klavier. In Australien hat sie schon in Klubs aufgelegt, jetzt will sie es in der Hauptstadt der Klubkultur versuchen, wie so viele. Berlin meint es gut mit ihr: Kate findet einen Freund, der Partys organisiert. Er bucht sie, sie werden ein Paar. Von da an ist alles im Fluss. Sie bekommt immer mehr Gigs, legt auf, in den Klubs mit den großen Namen und in anderen Städten, in Frankreich.

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